Der Siegeszug der M.I. Hummelkinder um die Welt und die Geschichte einer einzigartigen Frau und Künstlerin!
„Schwester Maria Innocentia, spielst Du mit mir?“ Die kleine Resele reckt ihr eifrig den bunten Ball entgegen. Maria Innocentia muss laut lachen. Nahe den Klostergrundstücken gibt es ein paar Bauernfamilien. Man kennt sich gut, hält oft ein Schwätzchen, begegnet sich sonntags in der Pfarrkirche. Wie gerne würde sie den süßen Lockenkopf jetzt auf den Arm nehmen, so wie früher ihre kleinen Nichten und Neffen. Aber das ist ihr als Ordensfrau verwehrt.
Maria Innocentia wirft Resele den Ball wieder zu. Sie wird sie nachher zeichnen, im Gras sitzend, den bunten Ball auf dem Schoß.
Niemand konnte zu dieser Zeit vorhersehen, dass im März 1935, vor genau 80 Jahren, die Firma W. Goebel auf der Leipziger Frühjahrsmesse die ersten M.I. Hummelfiguren präsentierte, die bald die Welt umrundeten und bei vielen Millionen Menschen eine neue Heimat in ihrem Zuhause und in den Herzen fanden.
Wie kam es eigentlich dazu?
Anfang Dezember 1934 hielt ein aufmerksamer Vertreter der fränkischen Goebel Porzellanfabrik ein Hummelbüchlein mit Kinderbildern von Schwester Maria Innocentia in den Händen. Er war auf der Durchreise in München und hatte das Büchlein in einem Schaufenster entdeckt. Zurück in der Manufaktur präsentierte er das Büchlein dem Inhaber Franz Goebel, der sich sofort in die Zeichnungen verliebte und seinen damaligen Meistermodelleur Arthur Möller bat, einige Zeichnungen in dreidimensionale Figuren umzusetzen. Dies war die „Geburt“ der ersten M.I. Hummelfiguren!
Franz Goebel mit den Modelleuren Arthur Möller und Reinhold Unger
Bereits Mitte Dezember, also nach nur 14 Tagen, reiste Franz Goebel zum Kloster Sießen, um mit Schwester Maria Innocentia zu sprechen und ihr seine Idee und die modellierten Figuren zu zeigen. Aber es kam zuerst einmal ganz anders als erwartet für den Unternehmer. Einer ihrer Mitschwestern erzählte sie am selben Abend von dieser Unterredung „… sie habe heute einen Besuch sehr schlecht behandelt. (…) Der sei mit einer Kiste voll Figürchen angekommen, die er ohne ihr Wissen aus dem Hummelbuch entnommen habe. Sie sei zuerst sehr aufgebracht gewesen und habe gesagt, sie werde die Erlaubnis nie geben. Nach langen hin und her sagte der Herr aber, von ihrem Jawort hinge es ab, ob er seine Firma schließen müsse.
Er bot an einen Künstler anzustellen, der genau nach ihren Originalen arbeite und keine Figur komme in den Handel, ehe sie nicht von ihr korrigiert wurde“. Darauf ging Schwester Maria Innocentia dann ein.
Vom 18. bis 20. August 1936 besuchte Maria Innocentia die Porzellanfabrik, die damals noch in Oeslau beheimatet war. Die örtliche Zeitung jubelte „Schwester Innocentia aus dem Kloster Sießen für kurze Zeit in der Porzellanfabrik, um den Werdegang der nach ihren Zeichnungen geschaffenen wundervollen Hummelfiguren aus eigener Anschauung kennenzulernen. Maria Innocentia äußerte sich nach ihrer Rückkehr nach Sießen sehr berührt von der Begeisterung der Mitarbeiter, die ihr zur Begrüßung und zum Abschied stehenden Beifall bekundet hatten.
Bis zum heutigen Tage wird jede neue Hummelfigur, ganz im Sinne von Maria Innocentia, einem Kollegium des Kloster Sießens vor der Veröffentlichung zur Begutachtung vorgelegt. Erst nach Freigabe darf eine neue Hummelfigur veröffentlicht werden.
Nach vielen Höhen und Tiefen arbeiten heute wieder rund 60 Mitarbeiter in der Manufaktur Hummel in Rödental. Ganz in der Tradition der alten Porzellan-Meister fertigen sie auch nach 80 Jahren exakt mit den gleichen Techniken und mit der gleichen Liebe die original M.I. Hummelfiguren. Denn jeder Mitarbeiter und jeder Sammler weiß: „Eine echte M.I. Hummelfigur kann nur in Rödental sein zuhause haben!“
Lassen Sie uns gemeinsam dieses Jubiläum und das künstlerische Lebenswerk von Schwester Maria Innocentia feiern, denn es gibt noch viele Geschichten zu erzählen und viele Menschen glücklich zu machen.